Der Glaube als Basis couragierten Handelns

Veröffentlicht am 01.07.2010 in AntiFa/Migration

Die Mitglieder des SPD AK Labertal mit Pfarrer Peter Nauhauser, Markus Rinderspacher und Kirchenvorstand

„Die Dinge beim Namen nennen – das tat Dietrich Bonhoeffer in couragierter Weise als Pfarrer und als verantwortungsvoller Mensch in einer Zeit, in der die freie Meinungsäußerung nicht geduldet war“, so Pfarrer Peter Nauhauser in seiner Predigt anlässlich der Ausstellungseröffnung zum Leben und Wirken des vor 65 Jahren ermordeten Bonhoeffers.

Festlich begann der Gottesdienst mit dem evangelischen Kirchenchor und Posaunenchor aus Geiselhöring in der fast voll besetzten Kirche zur Ausstellungseröffnung und vor dem Gemeindesaal fanden im Freien bei bestem Sommerwetter die Grußworte und die Festrede statt.
Die Ausstellung aus Hamburg über das Leben und Wirken Dietrich Bonhoeffers, die seit 17. Mai im Labertal unterwegs ist, hat in dieser Woche Heimat in Rottenburg gefunden.

Karin Nauhauser hat die 13 Tafeln zum Leben und Wirken Bonhoeffers um eine Begleitausstellung ergänzt: Bilder aus Breslau – Bonhoeffers Geburtsstadt – Zeichnungen über Bonhoeffers Leben aber auch viele Informationen über Widerstandskämpfer beider Konfessionen sind auf zahlreichen Schautafeln zu sehen. Vier Schulen und das Fernsehen haben sich bereits angekündigt, die Ausstellung im Laufe der Woche zu besuchen . Es gibt Informationsmaterial in Hülle und Fülle, so Pfarrer Nauhauser.

Lange Zeit tat sich die evangelische Kirche auch schwer mit ihrem „berühmten Heiligen“ – der aber doch den Grundstein für eine moderne Kirche und Ökumene gestaltete. 1944 schrieb Bonhoeffer in einem Brief aus dem Gefängnis:
„Die Kirche muss aus ihrer Stagnation heraus. Wir müssen auch wieder in die freie Luft der geistigen Auseinandersetzung mit der Welt. Wir müssen es auch riskieren, anfechtbare Dinge zu sagen, wenn dadurch lebenswichtige Fragen aufgerührt werden.“ Diese Worte und Gedanken Bonhoeffers hätten bis heute Gültigkeit behalten, so Pfarrer Nauhauser. Denn ähnlich wie es Jesus tat oder wie es Bonhoeffer tat, haben die Kirchen und ihre Vertreter die Aufgabe, Fehlentwicklungen der Gesellschaft beim Namen zu nennen.
Im Beisein des Fraktionsvorsitzenden der SPD im bayerischen Landtag, MdL Markus Rinderspacher, MdL Gertraud Goderbauer (CSU), Bürgermeister Alfred Holzner (Freie Wähler), stv. Landrätin Christel Engelhard (SPD, Landkreis Landshut), stv. Landrat Edgar Fellner (SPD, Landkreis Kelheim) und der Mitglieder des SPD- Arbeitskreises Labertal wurde die Ausstellung in der Kirche und im Gemeinderaum mit der Gemeinde und den Besuchern eröffnet. Über 200 verschiedene Zitate von Bonhoeffer habe Ruth Müller im Internet gefunden – und sie auf Papierstreifen gedruckt, so dass sich jeder Ausstellungsgast „sein persönliches Bonhoeffer- Zitat“ als Erinnerung oder Motivation mit nach Hause nehmen konnte.

„Ausstellung gegen das Vergessen“

„Eine Ausstellung gegen das Vergessen des schwärzesten Kapitels unserer Geschichte“ nannte Rottenburgs Bürgermeister Alfred Holzner diese Aktion des SPD- Arbeitskreises Labertal mit den evangelischen Kirchen. „Nur wer sich mit dem Elend, dem Unheil und dem Leid auseinandersetze, das von Macht, Gewalt und Unterdrückung ausgelöst wurde, verstehe, warum es sich lohne für Recht und Demokratie, für ein Leben in Freiheit und Gleichheit einzutreten. Bonhoeffers theologische Überlegungen und Perspektiven des Christentums seien weitreichend und vorausschauend gewesen.
Dietrich Bonhoeffer diene in seiner Rolle im kirchlichen und politischen Widerstand als Vorbild. Frieden und Freiheit seien keine Selbstverständlichkeit sondern Herausforderung und Aufgabe für die Zukunft, so Holzner.

Der Glaube ist die Basis couragierten Handelns

Bonhoeffers Leben und Wirken gibt Orientierung und Mut für das eigene Leben und für die Arbeit derer, die in der Gesellschaft Verantwortung übernommen haben – in Familien, Schulen, Verbänden, Initiativen, Kirchen und Parteien, so Markus Rinderspacher, Fraktionsvorsitzender der SPD im bayerischen Landtag in seiner Festrede. Bonhoeffer war ein Mann der Kirche, ein wortgewaltiger Streiter für Mitmenschlichkeit, jemand der es „ernst genommen habe mit der Bergpredigt“.

Viele von Bonhoeffers gesellschaftlich- politischen Vorstellungen seien heute Wirklichkeit, so Rinderspacher. Doch Demokratie lebe vom Mitmachen, die Gesellschaft von Zivilcourage und Menschen, die sich einbringen - im Verein, im kirchlichen oder politischen Ehrenamt.
Leider hätten die Deutschen so wenig Vertrauen in die Politik wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr – die Politik ist in der Pflicht, Vertrauen zurückzugewinnen und dazu bedarf es der Mithilfe aller in der Verantwortung stehenden Menschen. Bonhoeffer habe zu seiner Zeit dazu ermutigt, aus der Passivität herauszutreten, dem Glauben und den Worten Taten folgen zu lassen und gemeinsam wachsam zu sein, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Die Feinde der Demokratie dürften nie wieder Fuß fassen in unserer Gesellschaft. Im ganzen Land gebe es Initiativen gegen Rechts – entschlossene Bürger stellen sich den braunen Rattenfängern mutig entgegen und zeigen so Zivilcourage für eine bunte Republik.

Der Glaube ist die Basis couragierten Handelns – auch Bonhoeffer habe „das freie Glaubenswagnis verantwortlicher Tat“ gefordert.

Ins Wasser fällt ein Stein und zieht Kreise

Mit den Worten: „Ich warf einen Stein in die Laaber und es entstanden große Wellen der Begeisterung und des Interesses von der Abens bis zur Donau“, begann Ruth Müller einen kurzen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Ausstellung im Labertal und schilderte ihre Stationen der Begegnungen mit Bonhoeffer. Nach der Schulzeit sei die nächste Begegnung eine Schrift zum 100. Geburtstag Bonhoeffers gewesen, die 2006 im Kirchenvorstand verteilt wurde. „Spurensuche“ heißt ein Kapitel darin und beim Lesen habe sie auch Spuren der eigenen Familie entdeckt, da die Großeltern aus derselben Zeit und derselben Gegend wie Bonhoeffer stammten und eben auch evangelisch waren. „Plötzlich wurde Geschichte lebendig.“ Bei einer Fahrt nach Jaworzyna Slaska, der polnischen Partnergemeinde Pfeffenhausens habe man 2008 auch Breslau besucht und sie sei vor dem Bronze- Torso Bonhoeffers bei der Elisabethkirche gestanden, in der die Großeltern geheiratet hätten. Hier sei ihr auch noch einmal bewusst geworden, wie viele persönliche Schicksale durch Krieg und Flucht geprägt worden sind.

„Bonhoeffers Worte sind zeitlos und haben Krieg, Trümmer, Wiederaufbau und Tod überdauert. Sie sprechen aber noch heute Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters an und verbinden auch Konfessionen.“
Demokratie und Zivilcourage, aktives „Sich- Einbringen“ in die Gesellschaft sei heute so wichtig wie morgen. Dieses Beispiel wollte uns Bonhoeffer geben. Dieses Erbe müssen wir bewahren und weitertragen, damit auch unser Wirken, und das Miteinander von Kirche und Politik, positiv beeinflusst werden.

Möge dieser Stein, der ins Wasser geworfen wurde, positive Kreise an andere Ufer ziehen.

Ruth Müller bedankte sich bei Pfarrer Nauhauser und den Mitgliedern des Kirchenvorstands für die gute Zusammenarbeit. Ihr Dank galt auch den Verantwortlichen des SPD- Arbeitskreises Labertal, die durch ihre hervorragende Vernetzung eine achtwöchige Ausstellungsreihe quer durch die Region organisiert hätten.

Hinweise zur Ausstellung:

Die Ausstellung kann während der Woche nach telefonischer Anmeldung im Pfarramt (08781 2654) besichtigt werden. In der Rottenburger Buchhandlung findet eine Buchausstellung mit Werken von und über Dietrich Bonhoeffer statt.
Die weiteren Stationen der Ausstellung sind: Kelheim (ab 3. Juli), Abensberg (ab 11. Juli) und Mallersdorf (ab 18. Juli). Am 19. November findet zum Abschluss der Bonhoeffer- Wochen ein Konzert mit dem Liedermacher Siegfried Fietz statt, der das Bonhoeffer- Gedicht „Von guten Mächten“ vertont hat.

 

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